VITA/
Über
Musik hat sich seit meiner Kindheit durch mein Leben gewoben, widerhallend in den Rhythmen, die ich mit Freunden auf den Straßen von Salvador da Bahia, meiner Heimatstadt in Brasilien, trommelte. Hier prägte sich der Puls des brasilianischen Lebens tief in meiner Seele ein. Später traten das Saxophon und die Flöte in mein Leben, Geschenke der Entdeckung durch Jazz und die reichen Traditionen der brasilianischen Musik wie Samba, Forró, Choro und viele andere. Diese Klänge wurden zu meinen Begleitern und führten mich zu einem tieferen Verständnis von Rhythmus, Melodie und Ausdruck.
In meiner Heimatstadt hatte ich die Gelegenheit, mit dem großartigen Tenorsaxophonisten Vandy Harris (AACM Chicago) zu studieren, dem ich für all die Weisheit, Liebe und Inspiration dankbar bin. Ich hatte auch die Chance, mit vielen großartigen Schlagzeugern wie Dom Lula Nascimento (Victor Assis Brasil), der bahianischen Legende Ivan Huol und meinem ersten Percussion-Lehrer, dem Percussionisten, Komponisten und Saxophonisten Mestre Bira Reis, zu spielen und von ihnen zu lernen. Während meines Kompositionsstudiums bei Prof. Wellington Gomes, PhD, an der Universität von Bahia, ermöglichte mir ein Stipendium, Jazz in Deutschland zu studieren. Ich fühlte mich jedoch dazu berufen, dort zu bleiben und mich in eine formale Ausbildung unter vielen Jazz-Mentoren und in klassischer Flöte bei Kirill Mikhailov zu vertiefen. Jeder von ihnen half mir, meine Stimme als Musiker zu formen. Während meines Studiums hatte ich die Gelegenheit, in Ensembles und Workshops mit Größen wie Marc Copland, Frank Möbus und anderen zu spielen. Im Laufe der Zeit wurde die Klarinettenfamilie zu einer neuen Sprache, die ich zu sprechen lernte und die meine musikalische Ausdruckskraft vertiefte und sich den vielfältigen Anforderungen meines Handwerks anpasste.
Der Umzug nach Berlin markierte das nächste Kapitel, in dem ich mich zunehmend zu Kollaborationen mit lokalen Künstlern hingezogen fühlte und als Holzbläser in Theatermusicals in ganz Deutschland auftrat. Ich hatte die Freude, die Musik für die Theaterproduktion Ein Spiel Namens Mut zu komponieren, die von dem nigerianischen Regisseur und Schauspieler Michael Ojake inszeniert wurde. Das Stück feierte seine Premiere beim renommierten Recklinghausen Festival für Theater. Neben meinen Auftritten wurde ich tief in die Musikpädagogik eingebunden, unterrichtete Saxophon, Flöte, Klarinette und Jazztheorie sowie leitete brasilianische Percussion-Workshops. Diese Workshops ermöglichten es mir, das Wissen, das ich von Meister-Percussionisten aus Brasilien und Haiti erlangt hatte, zu teilen und Kulturen durch Rhythmus zu verbinden.
Das Lehren war ebenfalls ein wesentlicher Teil meiner Reise, beginnend mit einer künstlerischen und pädagogischen Residenz an der renommierten Klosterschule Roßleben. Seit 2013 habe ich die Staatliche Musikschule Spandau in Berlin als meine berufliche Heimat gewählt, wo ich Holzbläser-Ensembles leite und Percussion-Workshops für Schülerinnen und Schüler jeden Alters durchführe. Eine meiner lohnendsten Erfahrungen war es, ein Stück für das 75-jährige Jubiläum der Schule zu arrangieren – ein Werk, das für ein großes Ensemble geschrieben wurde und Lehrer und Schüler zusammenbrachte. Diese einzigartige Formation bestand aus einem Streichorchester, Holzbläser- und Blechbläsergruppen, klassischer und brasilianischer Percussion, türkischen Baglamas, Akustikgitarren, Kinder- und Erwachsenen-Chören sowie einer Rockband, die unterschiedliche musikalische Stimmen zu einer einzigen Feier vereinten.
Seit 2018 habe ich mich verstärkt meinen eigenen künstlerischen Projekten gewidmet und komponiere und arrangiere für Ensembles, die von Kammermusik über Jazz-Bigbands bis hin zu großen gemischten Gruppen reichen. Dennoch bleibt die Zusammenarbeit für mich von entscheidender Bedeutung, und ich arbeite weiterhin mit Künstlern aus allen kulturellen und musikalischen Hintergründen zusammen, um interkulturelle Projekte zu fördern, die meine Wurzeln ehren und gleichzeitig neue Horizonte erschließen.
Politisches Engagement
Ich setze mich dafür ein, das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen, wie etwa die Bekämpfung von Vorurteilen innerhalb der Gemeinschaft, die unfaire Bezahlung von Jazzmusiker*innen und die Förderung gerechterer Praktiken bei Konzertveranstaltern. Ich bin Mitglied der Deutschen Jazzunion, der IG Jazz Berlin und der Ver.di-Gewerkschaft.